Italianità Innenarchitektur-Hotspot in der Innerschweiz

Innen Grandezza, aussen Piazza-Feeling. Leslie Nader verwandelte im Auftrag der Familie Bindella die grosse Halle des historischen Postgebäudes in Zug in ein elegantes Ensemble verschiedenster Funktionen. Es gelang, dem Bau eine neue innenarchitektonische Identität zu geben.

Text: Suzanne Schwarz; Bilder: Sarah Vonesch; Porträt: Reto Cortesi

Im Kern Neapels, auf einer Piazzetta, so die Legende, habe in einer Trattoria die Geburts-stunde der Pizza Margherita geschlagen. Welch Fingerspitzengefühl eine echte neapo-litanische Pizza ausmacht, erfahren die Gäste jetzt auch im Più in Zug – Italianità pur, obwohl zwi-schen dort und der erwähnten Piazzetta gut 1000 Kilo-meter liegen.

Historisches mit Neuem kombiniert
Architekten und Innenarchitektinnen, begleitet vom Zuger Denkmalschutz, ist es gelungen, dem prägnanten historischen Gebäude neues Leben einzuhauchen. Das Interieur mit Elementen der italienischen Renaissance und des Barocks strahlt die Grandezza vergangener Tage aus. Hochwertige Materialien und eine stil-sichere moderne Formensprache, das Eingehen auf den Standort sowie die neue Identität tragen zum erfolgreichen, harmonischen Gelingen bei. Vor der prunkvollen Fassade erstreckt sich die grosszügige Terrasse, unter deren Sonnenschirmen an warmen Tagen und Feierabenden mondänes Piazza-Feeling aufkommt – Italianità in der Innerschweiz. 

Den hohen Saal mit den grossen Fenstern zieren Werke aus der Bindella-Kunstsammlung, Bilder und Plastiken der Künstler Ralph Fleck und der Chamerin Barbara Kohler. Ein weiteres dekoratives Element ist die Sammlung antiker Schreibmaschinen. Man meint, das Klappern und den Geist fleissiger Postmitarbeiter aus dem vergangenen Jahrhundert zu spüren.

Tafelrunden und Tête-à-tête
Im geräumigen Eingangsbereich des Restaurants empfängt das Herzstück, die offene Pizzatheke die Gäste. Die Pizzastation mit dem grossen Holzofen, umgeben von schwarzem Marmor und Terrazzo ist ein Wohlfühlort. Die im hohen Innenraum eingepasste offene Küche, mit Massivholzlamellen verkleidet, erinnert an die ehemalige Post mit ihren Schaltern. Ungehindert geht der Blick in die Küche und durch die grossen alten Fenster ins Freie. Gepolsterte Bänke der Wand entlang erwarten grosse Tafelrunden, all’italiana eben. Aber auch grosszügige Zweiertische sorgen für ein ungestörtes Tête-à-tête. Die Originalleuchten wurden mit neuen Lichtfarben dem heutigen Standard angepasst.

Leslie Nader
Leslie Nader arbeitet seit 1995 als selbständige Innenarchitektin, 2014 gründet sie Nader Interior. Nach ihrem Studium an der JFK-University in San Francisco für Interior Architecture arbeitete sie bei Blair Spangler Interior Design in Kalifornien, wo sie verschiedene Hotelprojekte betreute. Nader Interior gestaltete in den letzten Jahren fünfzig namhafte Gastronomieprojekte. Leslie Nader schafft nicht nur ästhetische Räume, sondern versteht es, die Besonderheiten einer Lokalität mit einer eigenen Geschichte aufzuwerten. Durch ihr gestalterisches Schaffen in den USA und in Europa sind ihre Entwürfe von verschiedenen Kulturen beeinflusst und geprägt von einem Stil zwischen Mut und Zurückhaltung.

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